Achten Sie auf die "Risiken und Nebenwirkungen", es lohnt sich!

Gesundheitliche und finanzielle Vorsorge haben mehr gemeinsam als man denkt.

Hat Sie der Kfz-Meister beim Check Ihres Autos schon einmal gefragt, wie viel Bremsbelag Ihrer „Risikoneigung“ entspricht? 

Auch von Ihrem Arzt erwarten Sie nicht die Frage, welche Medizin Ihnen schmecken würde, sondern einen verbindlichen Rat, welches Medikament Ihnen am besten hilft. Ihre „Neigungen“ spielen da keine Rolle. Viel wichtiger ist, ob Sie bei Ihrem Gesundheitszustand die objektiven Risiken und Nebenwirkungen des geeigneten Medikaments verkraften können.

Fragt Sie jedoch Ihr Bankberater nach Ihrer „Risikoneigung“, finden Sie das ganz normal!

Wenn Sie dann wahrheitsgemäß antworten, dass Ihr „Risikoappetit“ betreffend Ihres sauer Ersparten nicht besonders hoch ausgeprägt ist, fein. Dann müssen Sie auch nicht in Anlagen mit „Risiken und Nebenwirkungen“ investieren. Es entspricht eben nicht Ihren Neigungen.

Kann das sein?

Richtigerweise müsste Ihre Bank doch vorgehen wie Ihr Arzt: Erst einmal eine gründliche Untersuchung, dann die Diagnose und schließlich ein verbindlicher Rat, was jetzt notwendig ist. Sollte Ihr „Vermögensdoktor“ Ihnen dann Kapitalanlagen mit „Risiken und Nebenwirkungen“ verschreiben, müssen Sie bereit sein die „bittere Pille“ zu schlucken, auch wenn das eigentlich nicht Ihren „Neigungen“ entspricht. Sonst ist das leider wie mit dem zu hohem Blutdruck: Zunächst merken Sie gar nichts. Aber schleichend kommt der Herzinfarkt!

Gesundheitliche und finanzielle Vorsorge haben also einiges gemeinsam!

Das wichtigste Untersuchungsziel der finanziellen Vorsorge lautet: Wieviel Vermögen müssen Sie aufbauen, um sich bei Rentenbeginn nicht massiv einschränken zu müssen? Wieviel Verzinsung benötigen Sie dazu?

 

Vermeintlich sichere Anlagen sind nur ein Placebo

In den meisten Fällen ist die Diagnose klar: Sie benötigen eine höhere Verzinsung, als mit „sicheren“ Anlageformen in den nächsten Jahrzehnten zu erzielen sein wird. Sonst droht ein deutlicher Verlust an Lebensqualität. Ein seriöser Berater muss Ihnen jetzt „risikobehaftete“ Anlageformen verschreiben. Alles andere ist nur ein Placebo. Wie bei einem Medikament, mit seinen möglichen Risiken und Nebenwirkungen, gibt es also auch bei der Geldanlage ganz klar die Notwendigkeit, die Risiken zu kennen und kalkulierbare Risiken einzugehen.

Natürlich müssen Sie solche „Risiken und Nebenwirkungen“ einer Geldanlage auch verkraften können. Bei der Geldanlage nennt man das Ihre persönliche Risikotragfähigkeit. Diese ist für Ihre richtige Anlageentscheidung sehr viel ausschlaggebender als Ihre Risikoneigung.

Bei den Risiken einer „risikobehafteten“ Geldanlage geht es dabei vor allem darum, dass die langfristige Werterhöhung Schwankungen unterliegt. Das heißt langfristig, also über mehr als 10 Jahre, ist ein Wertanstieg gewiss! Kurz- und mittelfristig sind Rückgange möglich. Um im Bild zu bleiben: Langfristig hilft das Medikament garantiert, Ihr gefühlter Gesundheitszustand kann zwischendurch jedoch schwanken.

Entscheidender Punkt ist also Ihre Risikotragfähigkeit.

Viele Berater machen es sich hier aus Bequemlichkeit einfach und scheuen die harte Botschaft aus Angst, der Kunde könnte hinterher nicht kaufen. „Risikobehaftete“ Anlageformen sind hiernach nur etwas für bereits „vermögende“ Privatpersonen, weil diese auf Grund ihres Vermögens (vorübergehende!) Verluste sowieso besser verkraften können. Ergebnis: Das richtige Medikament wird nur den ohnehin finanziell Gesunden verschrieben! Denjenigen, die es wirklich brauchen wird es nicht empfohlen.

 

Das persönliche Zeitkonto ist entscheidend

Dabei verfügen „Nichtvermögende“ oft über ein ebenso wichtiges Konto:  Das persönliche Zeitkonto! Denn kurz- und mittelfristige Rückgänge kann jeder „aussitzen“, der genug Zeit zur Verfügung hat.

Für eine Analyse Ihrer persönlichen Risikotragfähigkeit ist Ihr persönliches Zeitkonto also genauso wichtig, wie ein vielleicht schon vorhandenes Vermögenskonto.

Investieren Sie nur den Teil Ihres Vermögens oder Ihrer Sparleistung in „risikobehaftete“ Anlageformen, über den Sie die nächsten 10 bis 15 Jahre höchstwahrscheinlich nicht verfügen müssen! Dann können Sie Rückgänge entspannt aussitzen und erzielen langfristig ein sehr viel besseres Ergebnis.

Ein letzter Satz zur Risikoneigung.

Ihre Risikotragfähigkeit ist eine objektive Tatsache. Ihre Risikoneigung dagegen ist eine subjektive Einstellung, Ihre ganz persönliche Sicht auf die Dinge. Natürlich sollten Sie nur in entsprechende Anlagen investieren, wenn das neben Ihrer Risikotragfähigkeit auch Ihren Überzeugungen und Einsichten entspricht. Sonst machen Sie Ihre richtigen Entscheidungen genau zum falschen Zeitpunkt rückgängig.

Also arbeiten Sie an sich! Oder gehen Sie wenigstens in kleinen Schritten vor.

Denn noch einmal: Zunächst werden Sie den Unterschied nicht spüren.

Aber tun Sie nichts, ist der Herzinfarkt sicher!